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Güglingen

Güglingen | Stahl, Jürgen | 07.10.2023

PfarrPlan 2030

Ein realistischer Blick

Wir erleben stürmische Zeiten. Große Veränderungen stehen in vielen Bereichen unserer Gesellschaft an. Auch bei uns in der Württembergischen Landeskirche.

Die Pfarrerinnen und Pfarrer aus der „Babyboomer“-Generation treten in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Das betrifft etwa 30% aller heutigen Pfarrpersonen! Die Folge davon ist, dass zahlreiche Pfarrstellen unbesetzt sein werden, bzw. es schon sind. Gerade in den ländlichen Kirchenbezirken spüren wir diese Entwicklung bereits.

Hinzu kommt das veränderte Verhältnis der Gesellschaft zur Kirche. Die Menschen leben ihren Glauben vielfältiger. Ihre Beziehung zu Gottesdiensten und anderen kirchlichen Angeboten verändert sich. Sie schauen genauer hin, was sie brauchen: „Kirche bei Bedarf“. Sie sind mobiler und digitaler unterwegs. Die örtliche „Komm-Struktur“ stößt an ihre Grenzen. Und wir müssen uns eingestehen, dass der Mitgliederschwund die Prognosen der Freiburger Studie noch übertreffen. Dies hat sowohl Auswirkungen auf die Finanzkraft unserer Landeskirche als auch auf die Größe bzw. die Struktur unserer Kirchengemeinden.

Diese Veränderungen zwingen uns, einen neuen Blick auf unsere Strukturen und unsere Arbeit zu richten. Ziel dabei ist, auch weiterhin unserem Auftrag zu entsprechen, das Evangelium weiterzusagen und als Christen Gemeinschaft zu leben.

Das Ziel des PfarrPlans

Mit dem PfarrPlan 2030 und weiteren Projekten machen wir uns als Württembergische Landeskirche auf den Weg, den genannten Veränderungen gerecht zu werden. Beim PfarrPlan geht es darum, die Zahl der Gemeindepfarrstellen an die erwarteten Entwicklungen der Gemeindeglieder, der Personen und Dienstumfänge im Pfarrdienst sowie der Finanzkraft der Landeskirche anzupassen. Mit dem PfarrPlan 2030 verringert die Landeskirche die Zahl der Pfarrstellen. Dadurch sollen Vakaturen reduziert und die Pfarrstellen gerecht auf urbane, wie auf ländliche Bereiche verteilt werden.

Im Kirchenbezirk Brackenheim gibt es aktuell 19 selbständige Kirchengemeinden. Nachdem unserem Kirchenbezirk beim PfarrPlan 2024 noch 16,75 Pfarrstellen zugeteilt wurden, reduziert der PfarrPlan 2030 diese weiter, so dass am Ende nur zwölf Gemeindepfarrstellen übrig bleiben. Mit diesen Zahlen wird deutlich, dass der Weg, den wir mit dem PfarrPlan 2030 zu gehen haben, mitunter steinig und mit Enttäuschungen verbunden sein wird. Gleichzeitig gibt uns der PfarrPlan 2030 aber auch Spielraum. Wir alle können mitwirken, dass unsere Kirche auch in Zukunft aktiv und sichtbar bleibt.

Mitwirken und Gestalten – wir alle sind gefragt

Für die Ausarbeitung des PfarrPlans 2030 ist uns aufgegeben, dass auch weiterhin für jedes Gemeindeglied klar sein muss, wer die jeweilige Ansprechperson für Seelsorge und Kasualien ist. Dabei geht der PfarrPlan 2030 davon aus, dass einer 100%-Pfarrstelle im Schnitt 2000Gemeindeglieder zugeordnet sind. Hinzu kommt, dass auch in Zukunft verlässlich Gottesdienst gefeiert werden soll – allerdings nicht mehr jeden Sonntag in jeder Kirche. Der PfarrPlan 2030 schlägt „diversifizierte Gottesdienstlandschaften“ vor und eröffnet uns damit einen Spielraum, in dem wir zusammen mit den Nachbarn gerne unterschiedliche Gottesdienstformen entwickeln und diese gemeinsam gestalten und verantworten. Der PfarrPlan 2030 spricht dabei von „Regio-Lokalität“ und bezieht diese nicht nur auf die Gottesdienste, sondern regt an, diese auch mit Blick auf das Gemeindeleben generell zu prüfen. Warum nicht Kinderbibeltage, die nicht mehr so angenommen werden wie früher, sein lassen und fröhlich zur gut laufenden Kinderbibelwoche im Nachbarort einladen? Warum nicht die Seniorinnen und Senioren aus den Nachbarorten auch zum Seniorennachmittag bei uns einladen, wo es in den Nachbarorten gerade keine Mitarbeiter gibt? Warum nicht die Konfirmandenarbeit als Pfarrteam gestalten oder abwechselnd, wenn es doch für die Jugendlichen sowieso in größeren Gruppen attraktiver ist? Wieso nicht auf lange Sicht zusammen mit den Nachbarorten einen Kirchengemeinderat stellen, wo wir uns doch jetzt schon schwer tun Kandidat*innen zu finden und die Pfarrerin oder den Pfarrer damit von zusätzlicher Verwaltungsarbeit entlasten könnten? Klar: Dazu bräuchte es strukturelle Veränderungen unserer Kirchengemeinden. Aber Sie sehen: Wir haben viel Spiel- und Gestaltungsraum, um unsere Kirchengemeinden zukunftsfähig aufzustellen und Kirche der Zukunft zu gestalten. Wir als Pfarrplankernausschuss unseres Kirchenbezirks wünschen uns, dass wir diese Chancen neben all den Herausforderungen sehen, wertschätzen und wahrnehmen. Für Fragen und tiefergehende Informationen stehen wir sehr gerne zur Verfügung!

 

Im Namen des Pfarrplankernausschusses: Pfarrerin Carolin Kirchner, Massenbach-Massenbachhausen